Theodor Hofferichter                           Kriegssonette

 

 

 

Die Kriegserklärung

 

Der Frevel ist geschehn – der Krieg erklärt!

Der Cäsar kennt kein Ehr- und Schamgefühl –

Ihn leitet nur des Uebermuths Kalkül,

Und provocirend schlägt er an das Schwert.

 

Mein Wort hat Kriegslust nie im Volk genährt –

Denn tief beklag’ ich alles Schlachtgewühl;

Doch wenn die Luft schon lange schwer und schwül,

Freut uns der Blitz, der zuckend niederfährt.

 

Demüthigen soll sich des Nordbund’s König

Vor Frankreich – und im könig die Nation –

Frech redet Ihr von dem Caudinischen Joch.

 

Jedoch Ihr kennt das deutsche Volk nur wenig;

Es fühlt sich Eurer Macht gewachsen noch –

Und züchtigen wird es Euch für Euren Hohn.

 

 

 

Gedanken und Hoffnungen des Volks

 

I.

 

Ihr ebnet uns zum schönen Ziel die Bahn:

Des Volkes Einheit wird des Sieges Preis.

Dafür begeistern Jüngling sich und Greis –

Und ruhig sehn sie kommen den Orkan.

 

Wofür wird kämpfen denn der gallische Hahn?

Pour la gloire, aus Großmannssucht – man weiß –

Auch mästet er sich gern von Nachbars Fleiß –

Der Franzmann ist noch heute wie sein Ahn.

 

Hier aber ringt begeistert die Idee

Und macht den Kampf zum heiligen, nationalen –

Just, was Ihr hindern wolltet, wird geschehn.

 

Des Kampfes Opfer und des Krieges Weh

Läßt alle Deutsche zu einander stehn,

Sich alle einigen in des Sieges Strahlen.

 

II.

 

Frech fordert Ihr von Deutschland Garantien,

Daß es das Werk der Einheit nicht vollende,

Daß es sich selbst durch seinen Kleinmuth schände,

Sich selber seiner Größe soll entziehen.

 

Doch wenn das Werk noch nicht zum Schluß gediehen –

So ist jetzt Hoffnung, daß sich’s dahin wende:

Arbeitet Ihr doch selbst in unsre Hände

Und sorgt, daß der Bedenken letzte fliehen.

 

Mit Kolbenstößen in der Preußen Rücken

Wollt Ihr zurück sie treiben über den Rhein*) –

Doch zweifl’ ich sehr, daß Euch der Raub wird glücken.

 

Und dringen wir in Eure Grenzen ein,

Dann habt ihr gegen Euch geführt den Streich,

Und Garantie zu geben – ist an Euch.

 

III.

 

Aus wilder Raubsucht habt Ihr angeschürt

Den Weltbrand, der entsetzliches Unheil droht,

Der Tausende zum blutigen Opfertod,

Zu einem qualenreichen Dasein führt.

 

Jedoch des Räubers Herz wird nicht gerührt

Vom Völkerelend und von Völkernoth –

Er folgt der Habgier teuflischem Gebot,

Die gierig nur nach Raub und Beute spürt.

 

Es muß vor den verkommenen Barbaren,

Die fort und fort bedrohn des Friedens Werke,

Europa sich für alle Zeiten wahren.

 

Frankreich darf nicht bestehn in seiner Stärke.

So oft wird es den Völkerfrieden brechen,

Muß es Europa decimiren, schwächen.

 

 

Allgemeine Entrüstung

 

Ihr habt Euch schwer getäuscht – geglaubt, Ihr müßtet,

Wo Ihr nur anklopft, Bundesfreunde finden;

Doch laßt Ihr jetzt wohl diese Hoffnung schwinden –

Denn ganz Europa flieht Euch – tief entrüstet.

 

Und wie Ihr auch mit Eurer Macht Euch brüstet

Und diplomatisch Euch versucht zu winden,

Um andre Völker fest an Euch zu binden –

Nach Eurer Freundschaft doch kein Volk gelüstet.

 

Oestreich mit Euch? – O nein! Gewehr beim Fuß!

Selbst der von Preußenhaß durchglühte Däne

Erklärt in diesem Kampfe sich neutral.

 

Es findet keinen Freund, wer so brutal

Voreilig legt den Pfeil auf seine Sehne.

Auf denn zum Kampf! Jetzt heißt es – Schuß um Schuß!

 

 

 

Wünsche des Volks

 

I.

 

Ja, Schuß um Schuß! – und Viele werden fallen,

Und durch das ganze Land wird gehen die Klage,

Des Krieges Elend und des Krieges Plage,

Schwer lasten werden sie auf Allen, Allen.

 

Doch wird das Volk den Weg der Trübsal wallen

Fest und entschlossen, wird die harten Tage

Ertragen still, und selbst beim schwersten Schlage

Wird kein unmännlich Jammerwort erschallen.

 

Doch seine Wünsche darf das Volk verrathen,

Darf fragen nach dem Preis für seine Thaten

Und nach dem Lohn für seinen Opfermuth.

 

Des Volkes Einheit?   Wohl!  ein theures Gut!

Jedoch, wie groß und stark ein Volk auch sei,

Es fühlt sich glücklich erst, fühlt es sich frei!

 

 

II

 

Und drum ein Wort an Euch, des Staates Leiter,

Schon jetzt – in schwerer Zeit ein ernstes Wort:

Begeistert ziehn zum Schlachtentode fort

Für’s Vaterland viel Hunderttausend Streiter.

 

Und wer zurückbleibt, opfert willig, heiter –

In West und Ost, im Süden und im Nord,

Der ärmlichste, der allerkleinste Ort

Wird durch sein reiches Opfer ein geweihter.

 

Fürwahr! ein solches Volk hat es verdient,

Daß ihm das Glück ver vollen Freiheit werde,

Ein Himmelreich die schöne Muttererde.

 

Und hat bis jetzt solch Glück ihm nicht gegrünt,

So sollt Ihr nun nicht länger widerstreben

Dem freien Volksthum, freiem Geistesleben.

 

III.

 

Zu lange ward dem Volke vorenthalten

Sein mit so vielem Blut erkauftes Recht;

Führt Ihr es abermals jetzt in’s Gefecht,

So laßt Gerechtigkeit nun endlich walten!

 

Laßt frei des Volkes Leben sich gestalten!

Sind wir ein freies, einiges Geschlecht,

Die Einheit fest, die Freiheit wahr und echt,

Dann wird die Volkskraft voll sich erst entfalten.

 

Gewartet hat das deutsche Volk geduldig

Auf seiner Freiheit, seines Glückes Tag,

In ernster Arbeit nach dem Lichte ringend.

 

Ihr seid ihm jetzt die volle Freiheit schuldig.

Kehrt’s heim vom Schlachtfeld, Siegeslieder singend,

Der Freiheit Sonne es begrüßen mag!

 

 

 

Mobilmachung

 

I.

 

Mobil gemacht das ganze deutsche Heer!

Und Alles eilt begeistert zu den Fahnen,

Und keiner läßt sich treiben erst und mahnen –

Als wenn’s ein Spiel, kein blutiges kämpfen wär.

 

Wird Vielen auch die Abschiedsstunde schwer –

Es schwellt die Brust ein frohes, heiliges Ahnen:

Das Heil des Volkes liegt auf diesen Bahnen:

„Wir bringen’s heim bei unsrer Wiederkehr.“

 

Noch niemals war in uns’res Volk’s Geschichte

Gleich groß und ernst und heilig ein Moment,

Wie viele große Zeiten sie auch nennt.

 

Das ganze Volk – nimm aus nur wenige Wichte –

Kein Trugbild ist es reicher Phantasie –

Das ganze Volk geeint, versöhnt, wie nie!

 

II.

 

Ein jeder fühlt, daß Anlaß hier, zu fragen:

Sein oder Nichtsein?   Wer sich das verschwiege,

Kennt noch die Größe nicht von diesem kriege;

Doch jeder ahnt und weiß es, was wir wagen.

 

Und noch erlitt der Feind nicht Niederlagen,

Und dennoch stehn wir schon vor großem Siege,

Weil vor des künftigen deutschen Reiches Wiege:

Die Brücke über den Main – sie ist geschlagen.

 

Treu wird der Süden zu dem Norden halten –

Das Volk erhebt sich dort, wie hier, zum Streite,

Zu schirmen Deutschlands Unabhängigkeit.

 

Ja, Süd und Nord – sie kämpfen Seit’ an Seite.

Daraus wird Deutschlands Einheit sich gestalten,

Und enden wird des Volks Zerrissenheit.

 

 

Abschied und Abmarsch

 

I.

 

Dort küßt der Jüngling seine liebe Braut,

Und freudiger Stolz erglänzt in seinen Thränen –

Entsagen muß sie all’ den süßen Plänen,

Auf welche Liebe sich ihr Glück erbaut.

 

Kein Seufzer wird auf ihren Lippen laut;

Doch vorempfindend schmerzensreiches Sehnen,

Sucht sie den Kopf an seine Brust zu lehnen –

Sie will nicht, daß er ihren Kummer schaut.

 

Dann richtet muthig sie sich wieder auf,

Und Stolz und Freude strahlt in ihren Blicken:

„Ich wär’ nicht würdig Deiner, könnt’ ich klagen.

 

Es ruft das Vaterland – ich will nicht zagen.

Leb wohl! leb wohl! bis nach dem Siegeslauf

Ich mit dem Lorbeer darf das Haupt Dir schmücken!“

 

II.

 

Dort segnet eine Mutter ihren Sohn,

Das Theuerste von ihrer ganzen Habe.

Der Vater schläft schon längst im stillen Grabe,

Der Sohn ernährt sie jetzt mit kargem Lohn.

 

Jedoch es bringt begeistert die Nation

Dem Vaterlande ihre Opfergabe;

So giebt auch sie ihr Kind, das ihr zum Stabe

Des Alters ward, und spricht mit freudigem Ton:

 

„Geh hin, mein Sohn, erfülle Deine Pflicht!

Du hast zu sorgen nicht allein für mich –

Deutschland ist Deine Mutter, so wie ich.

 

Und bleibe gut und übe Menschlichkeit

Im Feindesland’ und selbst im blutigen Streit!

Daß Alle – Menschen sind, vergiß es nicht!“

 

III.

 

Dort halten Mann und Weib sich fest umschlungen –

Die Kinder weinen, wie die Mutter – bleich,

Und selbst des kühnen Kriegers Herz wird weich

Und fühlt von tiefem Schmerze sich durchdrungen.

 

Und lange hat er mit sich selbst gerungen;

Dann spricht er mild: „Ich war durch Euch so reich!

Das Glück – zerstört! Und ach, wer sorgt für Euch,

Wird statt der Axt das Schwert von mir geschwungen?“

 

Doch sie will ihm den Abschied nicht erschweren –

Sie trocknet lächelnd ihre heißen Zähren:

„Ich bin noch jung und werde fleißig sein.

 

Und weiß ich mir zu helfen nicht allein –

Das Vaterland, für das Ihr kämpft in Massen,

Das Vaterland – es wird uns nicht verlassen!“

 

IV.

 

Ja, ziehet ohne Sorge, tapfre Krieger,

Von Haus und Hof! – Ihr schirmt das Vaterland,

Des Volkes Heil – es liegt in Eurer Hand,

Ihr seid die Retter, seid der Zukunft Pflüger.

 

Indeß Ihr niederschlagt den gierigen Tiger,

Sei alle Sorgfalt von uns zugewandt

Den Euren, daß die Noth sie nicht gekannt,

Wenn wieder heim Ihr kehrt zu uns als Sieger. - -

 

Sie treten an – der letzte Händedruck –

Dann tönt zum Abmarsch  das Kommandowort,

Und bald sind sie dem schärfsten Aug’ entschwunden.

 

Es schlägt der Krieg auch viel unblutige Wunden.

Auf! sie zu heilen trachtet fort und fort!

Der Krieger Dank sei unser Siegesschmuck!

 

 

 

Der Reichstag

 

Der Reichstag tagt – es wird nicht viel gesprochen.

Ernst, männlich, würdig ist des Königs Rede:

Er nimmt sie an – die frech erklärte Fehde;

Von stürmischem Jubel wird er unterbrochen.

 

So künden weltgeschichtliche Epochen

Sich an. – Man will nicht, daß das Land veröde

Durch jenen Frevelmuth, der frech und schnöde

Von Neuem ausgeht, uns zu unterjochen.

 

Mit aller Macht will man den Feind erdrücken

Und giebt zum Kriege mit einmüthigem Sinn

Die Summen, die der Bundeskanzler nennt.

 

Und Alle geben sich der Hoffnung hin:

Der nächste Reichstag – ja! nun wird es glücken –

Ist unser zweites deutsches Parlament!

 

 

 

Deutsche Begeisterung in allen Theilen der Welt

 

I.

 

Aus St. Louis in Nordamerika

Erhielt der Präsident ein Telegramm –

Allüberall begreift der deutsche Stamm,

Daß der Entscheidung große Stunde da.

 

Schon sind die Deutschen dort mit Hilfe nah.

Sie bieten uns – wie schön! wie wundersam! –

Da kaum der Krieg erklärt, exakt und stramm

Zehnhunderttausend Dollars – mit Hurrah!

 

Und allerwärts flammt die Begeistrung so:

In St. Francisko und in Buffalo,

New-York und London, Moskau und Kalkutta.

 

Und weiter noch – wo man verehrt den Buddha:

In China, Japan, wo nur immer schlägt

Ein deutsches Herz, der deutsche Sinn sich regt.

 

II.

 

Denn Alle kennen dieses Kampfes Schwere:

Ein Ringen ist es der romanischen Race

Mit dem Germanenthum. Zu neuem Hasse

Entflammt der Cäsar seine Kriegesheere.

 

Ist’s Zeit nicht, daß der alte Groll verjähre,

Die alte Feindschaft mehr und mehr erblasse?

Daß jeder Theil des andern Hand erfasse,

Zu pflegen brüderlich des Friedens Aehre?

 

Jedoch die Franken jetzt, wie stets, beneiden

Des deutschen Wesens herrliche Entfaltung.

Wohlan! so wird nochmals das Schwert entscheiden!

 

Dank Euch, Ihr deutschen Herzen in der Ferne!

Helft alle mit zu Deutschlands Neugestaltung!

Nicht untergehen werden unsre Sterne!

 

 

Erneuerung des eisernen Kreuzes

 

Feind aller Orden, aller Ehrenzeichen –

Hab’ ich doch stets mit Achtung hingeblickt

Auf Alle, die das eiserne Kreuz geschmückt,

Das nur durch Tapferkeit sich ließ erreichen.

 

Im Sonnenlicht die Sterne all’ erbleichen,

Die unser Auge in der Nacht entzückt –

So müssen vor dem Kreuz – dem Blick entrückt –

Die Ordenssterne erster Größe weichen.

 

Es war ein guter, glücklicher Gedanke,

Des eisernen Kreuzes Orden zu erneuen,

Um Männermuth zu wecken, zu erfreuen.

 

In Ehren steht beim Volk das Eisenkreuz.

Euch tapfern Kriegern sei es Sporn und Reiz!

Erring’ es Eure Waffe Euch, die blanke!

 

 

 

Die Ultramontanen

 

I.

 

Wir wissen nun, wer Deutschlands Feinde sind.

Wo Alles eilt begeistert zu den Fahnen,

Wird noch gehetzt von den Ultramontanen,

Wird noch um wälsche Gunst gebuhlt, geminnt.

 

An Deutschland’s Leibe ein aussätziger Grind –

Verharren sie auf ihren römischen Bahnen,

Froh, wenn im Riesenkampf mit den Germanen

Das wälsche Element den Sieg gewinnt.

 

Verleugnend deutschen Stamm und deutsches Blut –

Bejubeln sie die wälsche Lügenbrut

Im engen Bündniß mit den Jesuiten.

 

So sei denn, deutsches Volk, auf Deiner Hut!

Sie werden ihre Hand dem Feinde bieten,

Wo’s immer geht, Verrath im Stillen brüten.

 

II.

 

Doch meine Rede sei nicht ungerecht!

Nicht alle gehen die Wege der Verräther –

Es lebt in vielen noch der Sinn der Väter,

Der deutsche Geist auch noch in ihnen echt.

 

Nicht Jeder, der sich macht zu Roma’s Knecht,

Und der nach römischem Styl ein frommer Beter,

Ist unsrer Freiheit Feind und Attentäter,

Wie Jesuiten, grundverdorben, schlecht.

 

Die heiluge Liebe zu dem Vaterlande

Ist mächtiger, als eigelernter Haß,

Und flieht Verrath – den Stempel ewiger Schande.

 

Mit diesen kann das Volk zum Kampf sich einen;

Doch geb’ es sorgsam Acht ohn’ Unterlaß,

Ob patriotisch Viele nicht blos scheinen!

 

 

 

Die erste Affaire

 

I.

 

Wo auf der Bolsterhöhe bei Saarbrück

Dicht an der Grenze unser Zollhaus steht,

Und drüben Ihr „ die goldne Bremme“ seht,

Versucht der Feind zuerst des Krieges Glück.

 

Daß er im Krieg den ersten Lorbeer pflück’,

Und seinen Ruhm besinge der Poet,

Erstürmt er unser Zollhaus?   Nein! – er geht

Hinein, vollbringt ein wahres Heldenstück.

 

Zwei unbewaffnete Beamte nimmt

Die todesmuthige Kriegerschar gefangen

Und schleppt sie siegreich mit nach Frankreich fort.

 

Die preußischen Ulanen, vorgegangen

Und über diese Heldenthat ergrimmt,

Sie fanden schon vom Feind geräumt den Ort.

 

II.

 

Erst als sie vorwärts drangen bis zur „Bremme“

Erblickten sie die überlegne Schaar

Chasseurs d’Afrique, die jetzt entschlossen war

Zu stehen, daß sie weitres Vorgehn hemme.

 

Und wie der Straßenjunge eine Memme

Durch sein Geschrei – als gäb’ es viel Gefahr –

Zu schrecken sucht, so meint sie offenbar,

Daß viel Gebrüll die Gegner recht beklemme.

 

Doch lachend legen ihre Lanzen ein

Die kühnen, braven siebenter Ulanen

Und sprengen vor, wie stark der Feind mag sein.

 

Der feuert und – verläßt des Ruhmes Bahnen;

Er reitet ab. – Zwei Zöllner und ein Pferd

War schon dies erste Scharmuziren werth.

 

 

Erste Konkurrenz

 

Man hat sich viel gestritten hin und her,

Ob denn das vielgerühmte Chassepot

Das die franzosen macht so siegesfrioh,

Noch besser, als die preußische Waffe wär.

 

Was streiten?  Macht die sache Euch nicht schwer

Mit Worten drescht ihr doch nur leeres Stroh:

Die Praxis muß entscheiden es; nur so

Wird man nicht länger gehen dabei die Quer.

 

So denkt der vierziger Füsiliere Einer,

Der an der Grenze auf Vorposten steht,

Als ein Franzos ihm keck entgegengeht.

 

Er läßt ihn mehrmals feuern; aber keiner

Der Schüsse trifft. Jetzt schießt auch unser Kraus

Und macht dem ersten Franzmann das Garaus

 

 

 

Wauwau

 

Ihr schreckt uns nicht mit Euren Mitrailleusen,

Mit Panzerschiffen und Kanonenbooten,

Mit Zuaven-pluderhosen, mit den rothen,

Mit Turkos, Zephyrs, selbst nicht mit dem Bösen!

 

Spickt immer mit dem Auswurf die Vogesen,

Mit diesen Lieblingskindern des Despoten –

Wir werden niedermähen, die uns drohten,

Und Ihr zahlt doch zuletzt des Krieges Spesen.

 

Meint Ihr, daß vor dem bellenden Wauwau

Und vor dem Fratzenschneiden der Kabylen

Ein deutscher Krieger furchtsam werde weichen?

 

Mögt Ihr mit solchem Plunder kindisch spielen!

Dem Deutschen ist es Ernst – er nimmt’s genau

Und fällen wird er Euch mit seinen Streichen.

 

 

 

Schon längst geplant

 

Seit Langem schon hat es die Welt geahnt,

Und nun beweisen es die Aktenstücke:

Das Cäsars Raubgelüst, die wälsche Tücke

Hat diesen Krieg mit deutschland längst geplant.

 

Weil Preußen ihm den Weg nicht willig bahnt,

Daß er als reife Frucht sich Belgien pflücke

Und bis zum Rheine Frankreichs Grenze rücke,

Hat lockend er, dann drohend dran gemahnt.

 

Und weil ihm Preußen standhaft widerstrebt

Und würdig abweist jeden Länderschacher,

So plant den Krieg der wüste Händelmacher.

 

Du weißt, Europa, nun, was in ihm lebt –

Bedroht ist alle Zivilisation,

So lang der Räuber sitzt auf Frankreichs Thron.

 

 

 

Lulu’s Feuertaufe

 

I.

 

Saarbrück genommen?   Ja! Die Weltgeschichte

Schreibt in ihr Buch die große Kaiserthat.

Erzittre, Deutschland!   Deine Stunde naht –

Der neue Cäsar kommt zum Weltgerichte.

 

Schon wird der Sieg gefeiert im Gedichte.

Ganz Frankreich jubelt, und der flinke Draht

Entzündet der Begeistung höchsten Grad –

Entzücken strahlt auf jedem Angesichte.

 

Glorreicher Sieg!  Nach langem, hartem Kampfe

Ein großer Theil des Preußenheers geschlagen!

Und Frankreich’s Kind war mit im Pulverdampfe!

 

Lulu empfing hier seine Feuertaufe.

Kaltblütig steckt er in der Schlacht Verlaufe

Sich eine Kugel ein mit viel Behagen.

 

 

II.

 

O Gaukelspiel!   Wie wird Europa lachen!

Louis greift an mit ganzen Divisionen

Und läßt mit Mitrailleusen und Kanonen

Und Chassepots ein höllisch Feuer machen.

 

Und die dort stehn, die Grenze zu bewachen,

Es sind von den Ulanen drei Schwadronen,

Und nur zu necken, lassen die Patronen

Drei Kompagnien von den Vierzigern krachen.

 

Und stundenlang hält sich die kleine Schaar

Und trotzt der ungeheuren Uebermacht,

Dann zieht geordnet Pestel sich zurück.

 

Daraus macht Louis eine große Schlacht.

Bald aber wird es ganz Europa klar:

Es war nicht mehr als – ein Theaterstück.

 

 

 

Der erste Sieg

 

Die erste Waffenthat – ein erster Sieg!

Mit Blitzeseile macht die frohe Kunde

Von Ort zu Ort im Vaterland die Runde:

Ruhmvoll begonnen ward der große Krieg.

 

Der immer Schweigende auch diesmal schwieg –

Die Welt vernahm kein Wort aus seinem Munde;

Doch als gekommen war die rechte Stunde

Glorreich die That des Denkers Hirn entstieg.

 

Einmarsch in Frankreich!  Weißenburg erstürmt!

Was auch der feind für Hindernisse thürmt –

Das deutsche Heer wird dennoch avanciren.

 

Sieg! Sieg! wie alle unsre Pulse schlagen!

O, laßt uns Dank den Achtundfünfzigern sagen,

Den Baiern und den Königsgrenadieren!

 

 

Der zweite Sieg

 

Der zweite Sieg! Mac Mahon überwunden,

Als Feldherr seit Magenta hoch geehrt!

Er fand sein Roßbach in der Schlacht bei Wörth,

Und Frankreich’s Illusionen sind geschwunden.

 

Bei uns hat Süd und Nord dies Blut verbunden,

Die geistig längst zu einem Volk gehört;

Der letzte Rest der Zwietracht ist zerstört,

Das deutsche Volk – es hat sich selbst gefunden!

 

Der Du im rechten Augenblick bei Chlum

Entschieden hast die Königsgrätzer Schlacht –

Du hast Dein Haupt bedeckt mit neuem Ruhm.

 

Dort fing sich Deutschlands Schicksal an zu wenden –

Ein neuer Tag brach an aus dunkler Nacht;

Was da begonnen, wird sich jetzt vollenden

 

 

 

Der dritte Sieg

 

Und noch ein Stoß – und an demselben Tage! –

Ein dritter Sieg! – Heil unsern deutschen Heeren,

Die ihre alte Tapferkeit bewähren,

Dem Feinde rasch versetzen Schlag auf Schlag!

 

Und wieder einen Helden ich vermag

Zu nennen, der schon viele Ruhmesähren

Gepflückt, die uns sein Bild verklären –

Dem kühnen Steinmetz Trossard unterlag.

 

Es räumt der Feind Saarbrücken, von den Höhen

Von Spicheren wird er verdrängt und zieht

Geschlagen bis nach Forbach sich zurück.

 

Napoleon!   es blüht Dir mehr kein Glück!

Du, der der Menschheit heiliges Recht verrieth,

Wirst Deiner Strafe länger nicht entgehen!

 

 

 

Bestürzung in Paris

 

Und dumpf fängt in Paris es an zu grollen –

Man hat ein schmählich Spiel mit ihm getrieben:

Getroffen schon von schweren, wuchtigen Hieben,

Läßt man es noch in seinem Wahn, dem tollen.

 

Doch düstre Bilder plötzlich sich entrollen:

Das Heer geschlagen!  Douay ist geblieben!

Mac Mahon von den Preußen aufgerieben,

Die schon des zweiten Siegs sich freuen sollen!

 

Da immer drohn’der wird des Volkes Haltung:

In Masse kommt’s und fordert Rechenschaft –

Man riecht bereits die Revolution.

 

Ollivier entschuldigt die Verwaltung,

Doch andern Tag’s erklärt der Kluge schon

Belag’rungszustand, zähmend des Volkes Kraft.

 

 

 

Die Franzosen stecken Saarbrücken in Brand

 

Durch Deutschland aber geht ein Racheschrei.

Den Cäsar läßt Turenne’s Ruhm nicht schlafen,

Er fühlt sich Herrscher eines Volks von Zuaven,

Die wandeln Feindesland zur Wüstenei.

 

Ihr führt nicht Krieg!  Ihr treibt Mordbrennerei!

Ist das die Art des Tapferen, des Braven?

Nein!  Das ist Wuth des aufgehetzten Sklaven,

Der bestienartig haust, läßt man ihn frei.

 

Beim Abzug aus Saarbrück habt Ihr in Brand

Gesteckt die offne Stadt, aus fernem Stand

Brandkugeln noch geworfen auf die Dächer.

 

Jedoch schon naht mit festem Schritt der Rächer.

Er läßt für diese That von Kannibalen

beim Friedensschluß Euch die Entschädigung zahlen.

 

 

 

Der Erste in Weißenburg

 

Wer trug zuerst beim Sturm die deutsche Fahne

Mit kühnem Muth nach Weißenburg hinein?

Wer mag der Held, der tapfre Ritter ein,

An den die Enkel die Geschichte mahne?

 

Sergeant Deptschinski lag schon auf dem Plane –

Lieutnant Baron will sich dem Tode weih’n,

Entreißt das Banner ihm, stürzt in die Reih’n

Des Feindes, daß dem Sieg den Weg er bahne.

 

So als der Erste er die Stadt betrat,

Und vorwärts stürmend folgt ihm seine Schaar –

Der Feind ist aus der Feste bald vertrieben.

 

Wohl mancher Brave ist da noch geblieben,

Doch nicht umsonst gestreut die Todessaat –

Der erste große Sieg errungen war.

 

 

 

Der Heldenmarsch der Königs-Grenadiere

bei der Erstürmung der Weißenburger Berge am 4. August

 

Tambour battant – die Führerschaft voran –

Mit festem Schritt und bis zuletzt geschlossen –

Marschirt das Regiment – Todesgenossen –

Den Geisberg, ohne Schuß zu thun, hinan!

 

Nur ein Gedanke lebt in jedem mann,

Und unter einem Hagel von Geschossen,

Vom Pulverdampf, vom Feuer wie umgossen,

Die tapfre Legion Terrain gewann.

 

Mann fällt um Mann – zuerst die Offiziere –

Sie weicht und wankt nicht, singt „die Wacht am Rhein“

Und stürmt schon auf die Batterien ein.

 

Jetzt ist sie oben – und das Werk vollbracht,

Entschieden hat die erste große Schlacht

Der Heldenmarsch der Königs-Grenadiere.

 

 

 

 

Die Görlitzer Jäger bei der Erstürmung von Weißenburg

 

Das war das Bataillon Görlitzer Jäger,

Wirksam, wie immer, war auch hier ihr Feuer,

Bei Weißenburg; mit Augen, wie die Geier,

Arbeiten sie als rechte Zuaven-Feger.

 

Und jeder Schuß macht ihren Eifer reger,

Und war der Sieg auch schwer erkämpft und theuer –

Die erste Kanone nimmt Feldwebel Meyer –

Noch größer wird der Ruhm der Ruhmesträger

 

Und freudig feiert Euch mein schlichtes Lied,

Stolz, daß sich Schlesiens Söhne neu bewährt,

Im ersten Kampf schn hell geblitzt ihr Schwert.

 

Ja wißt, daß stolz auf Euch die Heimath sieht,

Die Ihr zersprengt der Turkos wilde Banden,

Der Zuaven Ruhm und Glanz gemacht zu Schanden.

 

 

 

Die Flucht der Franzosen nach der Schlacht bei Wörth

 

Zurück, zurück – in wilder, stürmischer Hast,

Bunt durch einander, ohne jeden Schuß,

Doch wogend, wie ein angeschwollner Fluß,

Wälzt sich der Menschenstrom fort ohne Rast.

 

Man sucht sich zu befrei’n von jeder Last:

Die Waffen fort! die kleider selbst! Man muß

Dem schrecklichen furor teutonicus

Entflieh’n, wie’s geht, wie’s Jedem eben paßt.

 

Mac Mahon will sein Heer in Zabern sammeln –

Kopfüber stürzt sich Alles in den Gau –

Geschütze, Wagen bald den Pfad verrammeln.

 

Da fliehen Tausende nach Hagenau,

Geschieden von den Andern – Keiner fragt;

Das war kein Rückzug – eine wilde Jagd.

 

 

 

 

Die Neununddreißiger bei der Erstürmung

der Spicherer Höhen

 

Bei Spicheren die Höhen zu erstürmen,

Ein steiles und zerklüftetes Gestein,

Die Neununddreißiger sich lassen ein –

Sie fragen nicht, wie sie sich werden schirmen.

 

Der Position, der uneinnehmbar firmen –

Das soll nach fränkischer Idee sie sein –

Naht sich das muthige Bataillion allein,

Wieviel sich auch der Hindernisse thürmen.

 

Im Kugelregen sie die Höh’n erklettern;

Wie Mitrailleusen und Kanonen wettern –

Sie halten Stand, bis ihnen Hilfe naht.

 

Dann auf den Feind mit ganzer, voller Wucht –

Und wieder, wie bei Wörth, zu wilder Flucht

Zwingt die Franzosen unserer Helden That.

 

 

 

Zu schnell!

 

Ich möchte all die großen Thaten singen

Der einzelnen Helden – doch ich darf nicht weilen,

Muß mit den Heeren selber vorwärts eilen,

Die mit em Sturmwind Sieg um Sieg erringen.

 

Einst wid es einem Besseren gelingen,

Gerechter reicheren Lorbeer zu vertheilen,

Als ich vermag in meinen flüchtigen Zeilen,

Die nur die erste Siegesbotschaft bringen.

 

Verzeiht es mir, Ihr ruhmgekrönten Helden,

Kann ich nicht jede Großthat rühmend melden:

Ihr siegt zu schnell – mir geht’s wie den Franzosen.

 

Wie Ihr die Zeit nicht gönnt den rothen Hosen,

Vor Euren wuchtigen Hieben sich zu retten –

So laßt Ihr mir nicht Zeit zu den Sonetten.

 

 

 

Der Kronprinz erhält das eiserne Kreuz

 

Ja wohl, Du hast das erste Kreuz verdient,

Der siegend Du die erste Schlacht geschlagen;

Mit Stolz kannst Du an Deiner Brust es tragen,

Dem neuer Lorbeer schön die Stirn umgrünt.

 

Vermessen hat der Franzmann sich erkühnt –

Wie er hochmüthig immer prahlt – zu sagen:

Er werde schmachvoll vor sich her Euch jagen,

Sobald Ihr auf dem Kampfplatz nur erschient.

 

Er wollte feiern das Napoleonsfest

In dieses Monats Mitte in Berlin –

Nun sieht er Euch nach seiner Hauptstadt zieh’n.

 

Du hast ertheilt ihm eine derbe Lehre,

Daß seinem Hochmuth er nun doch wohl läßt

Und größer denkt von Deutschlands Macht und Ehre.

 

 

 

Verwirrung in Paris

 

Und in Paris geh’n höher noch die Wogen:

Die Kammern sind berufen; stürmisch zwingen

Sie die Minister, die nicht selber gingen,

Zum Rücktritt, weil so schmählich sie gelogen.

 

Und Palikao wird herangezogen,

Das lecke Schiff in neuen Gang zu bringen –

Ein frecher Mensch, von dem die Straßen singen,

Wie er geraubt in China und betrogen.

 

Vom obersten kommando tritt zurück

Der Kaiser, und zum Kriegsherrn wird ernannt

Bazaine, der Welt aus Mexiko bekannt.

 

Und weiter baut man Frankreich’s Ehr’ und Glück

Auf Zwangskours einer neuen Milliarde

Und auf die Macht der nationalen Garde.

 

 

 

Austreibung der Deutschen aus Frankreich

 

Und immer weiter geht die Raserei:

Die Deutschen, die im Land zurückgeblieben,

Dem Gastrecht trauend, werden ausgetrieben.

Als ob des Krieges Schuld die ihre sei.

 

Sind wir in Siam? in der Mongolei?

O, wie in Nichts die Sitten doch zerstieben,

Von denen prahlend Ihr so schön geschrieben –

Es ist viel Rohheit und Gewalt dabei!

 

Der Kankan des barbarischen Geschlechts,

Mißachtend das Gebot des Völkerrechts,

Verjagt vieltausend ruhige, fleißige Bürger.

 

Wir werden immer Euch zu gleichen Loosen

Verdammen, die bei uns Ihr lebt, Franzosen,

Ihr habt bei uns zu fürchten keinen Würger.

 

 

 

Vormarsch der Deutschen auf die Mosellinie

 

Elsaß und Lothringen vom Feind geräumt

Die Stellung an der Nied ist aufgegeben,

Der Kronprinz naht sich schon dem Land der Reben –

So kurze Zeit nur!  Haben wir geträumt?

 

Wahr und gewiß! wie sich auch stträubt und bäumt

Des Feindes Hochmuth, ob mit innrem Beben

Er dem Gedanken sucht zu widerstreben,

Ob er vor wilder Wuth und Rache schäumt.

 

Mac Mahon floh bis nach Chalons zurück –

Nur Straßburg blieb noch in des Feindes Händen,

Und Bazaine hat bei Metz sich festgesetzt.

 

Die deutschen Heere läßt des Krieges Glück

Schon bis zur Mosel ihren Vortrab senden,

Der vor sich her die Feinde jagt und hetzt.

 

 

 

Die Schlacht bei Metz

 

I.

 

Vereinigt hat Bazaine die Haupt-Armee

Bei Metz, und dennoch will er es nicht wagen,

Schon hier mit unsern Heeren sich zu schlagen

Und zu entscheiden Frankreich’s Wohl und Weh’.

 

Er hält’s geboten, daß er rückwärts geh

Bis nach Chalons, wo er in wenigen Tagen

Erreiche, die im Elsaß unterlagen,

Daß er erst dort den Deutschen wiedersteh.

 

Doch bei der Preußen kundigem Strategen

Hat keinen Beifall diese Retirade –

So tritt dem Plan des Feindes er entgegen.

 

Er will verlegen nach Verdun die Pfade –

Steinmetz greift tapfer Bazaine’s Nachtrab an,

Sorgt, daß der Gegner nicht entweichen kann.

 

 

II.

 

Inzwischen wird von mächtigen Kolonnen

Des zweiten Heers die Mosel überschritten,

Und das Terrain zu einem Vorstoß mitten

Auf Bazaine’s Rückzugslinie ist gewonnen.

 

Des Gegners kluge Pläne sind zerronnen,

Und ob bei Metz er muthig auch gestritten,

Wieviel Verlust wir in der Schlacht erlitten –

Deutschland kann sich in neuem Siege sonnen!

 

Prinz Friedrich Karl, nun kommt an Dich die Reihe;

Du wirst, wenn uns nicht alle Zeichen trügen,

Zu den gewonn’nen Schlachten neue fügen.

 

Die Bahn zu großen Thaten liegt Dir offen,

In wenigen Tagen – also ist mein Hoffen –

Mein schlichtes Lied ich Deinem Siegen weihe.

 

 

 

Der Napoleonstag

 

I.

 

Und als bei Metz die wilde Schlacht entbrannte,

Da wurde bald dem Heldenkaiser bange,

Und er besann sich nicht erst allzulange –

Nein! lieber rückwärts er die Schritte wandte.

 

Er floh aus Metz – wenn ihn nicht gar verbannte

Der Feldherrn Wort; denn in der Schlachten Drange

Zieht Niemand gern mehr an des Kaisers Strange,

Der seines Volkes Heil so arg verkannte.

 

Der Kaiser zog nach Longeville sich zurück

Und nahm in Hénoque’s Hause sein Quartier,

Angstvoll erwartend, wie das Hweer sich schlage.

 

Am andern Morgen, am Napoleonstage,

Begrüßten ihn des Feindes Kugeln hier,

Und eiligst floh er abermals ein Stück.

 

 

II.

 

Es war Dein Ziel, hochmüthiger Imperator,

Bei uns zu feiern den Napoleonstag;

Des ersten Cäsar Ruhm im Sinne lag

Des gallischen Krieges spätem Kommentator.

 

Du lauertest – im Sumpf ein Alligator –

Um zu versetzen Preußen einen Schlag,

Zu zwingen es zu schimpflichem Vertrag –

So wurdest Du der Kriegswuth Inflammator.

 

Nun wieder Cäsars bellum gallicum

Kannst Du studiren und der Welt beschreiben

Und – einsam – Dir damit die Zeit vertreiben.

 

Sei dann auch vom Napoleonstag nicht stumm!

Erzähle, wie’s zu Longeville Dir ergangen –

Da hätten Dich die Preußen bald gefangen.

 

 

 

Die Schlacht bei Mars-la-Tour oder Vionville

 

I.

 

Bazaine, um einen Tag zurückgehalten,

Tritt wieder nach Verdun den Rückzug an;

Doch eh’ er Mars-la-Tour erreichen kann,

Beginnt das deutsche Heer sich zu entfalten.

 

Und bald wird sich der Kampf zur Schlacht gestalten.

Da starb den Heldentod manch braver Mann,

Und beiderseits das Blut in Strömen rann,

Als die Armeen auf einander prallten.

 

Nur Eurem Heroismus, deutsche Brüder,

Gelang’s, der Übermacht zu widerstehen –

Den Tod verachtend warft den Feind Ihr nieder.

 

Auf Metz muß Bazaine wieder rückwärts gehen –

Der kühne Plan des Feldherrn ist gelungen,

Und wieder ist ein schöner Sieg errungen.

 

II.

 

Von Neuem Sieg! – Laßt hoch die Fahnen fliegen!

Auch Bazaine rettet Frankreichs Ehre nicht;

Schamröthe tritt schon auf sein Angesicht –

Frankreich versteht nur noch zu unterliegen.

 

Prinz Friedrich Karl – das war ein herrliches Siegen!

Das ganze morsche Reich des Feindes bricht –

Schrecklich geht Deutschland mit ihm in’s Gericht,

Der sich in stolzem Traum so hoch verstiegen.

 

Wahnwitzig fordert er den Leu heraus

Und dringt gewaltsam in des Starken Haus:

Der Löwe naht – und wird ihn ganz zermalmen.

 

Bald folgt nun wohl der letzte, wuchtige Schlag;

Dann kommt für unser Volk ein neuer Tag,

Und wieder grünen uns des Friedend Palmen.

 

 

 

Die fünfte Infanterie-Division in der Schlacht bei Mars-la-Tour

 

Bewundernd widm’ ich ein besondres Lied

Der fünften brandenburg’schen Division,

Die mit des Helden Trotz, des Helden Hohn

Bei Mars-la-Tour den blutigen Tag entschied.

 

Es stand wie eine Mauer, Glied an Glied,

Die Infanterie sechs heiße Stunden schon;

Es opferte Schwadron sich um Schwadron,

Dem Tod entgegensprengend – Keiner flieht.

 

Das ist die rechte, echte Heldenart,

Die unser Heer unüberwindlich macht,

Glorreichen Sieg ihm giebt in jeder Schlacht.

 

Als ihnen endlich Unterstützung ward,

Da haben nieder sie den Feind gemäht,

Mit seinen Leibern rings das Feld besät.

 

 

 

Die Garde-Dragoner-Brigade in der Schlacht bei Mars-la-Tour

 

Noch preist mein Lied die Garde-Kavallerie.

Vom Prinzen Friedrich Karl vorausgesandt,

Eh weitre Unterstützung bei der Hand,

Griff in den heißen Kampf sie ein schon früh.

 

Sie warf mit heldenmüthiger Energie

Sich auf den Feind, der ihr entgegenstand

Und in dem heißen Ringen wuthentbrannt

Aus hundert Schlünden Tod, Verderben spie.

 

Sie achtet nicht die vielen Feuerschlünde,

Sie fürchtet nicht den schönen Heldentod,

Erfüllt entzschlossen ihrer Pflicht Gebot.

 

Ein Heldenopfer war es, was ich künde,

Und auf die Enkel wird sich’s fortvererben:

Wie deutsche Krieger hier gewußt zu sterben.

 

 

 

Der Tag von Rezonville oder die Schlacht bei Gravelotte

 

I.

 

Von Sieg zu Sieg! Fühlt ihr des Löwen Tatzen?

Merkt Ihr, was Ihr Euch selber eingebraut?

Habt Ihr gemeint, daß deutschen Kriegern graut

Vor Euren Turkos, Euren Zuaven-Katzen?

 

Habt Ihr gemeint, Ihr werdet uns brandschatzen,

Wenn Ihr Euch steckt in eine Löwenhaut?

Ihr brauchtet, um zu siegen, nur recht laut

Von Eurem großen Heldenthum zu schwatzen?

 

Der Tag von Rezonville hat Euch enttäuscht:

Hier schlug der König Eurer Truppen Kern,

Hier rangen mit den Deutschen Eure Garden.

 

Der zornige Löwe hat auch sie zerfleischt –

Zu schnellem Untergang ist Frankreich’s Stern,

Und nur noch Klaggesang bleibt Euren Barden.

 

 

II.

 

Nur bis nach Gravelotte zurückgegangen,

Behauptete Bazaine hier noch das Feld,

Ward von den deutschen Heeren rings umstellt,

Und so hat neu das Kämpfen angefangen.

 

Im Centrum unsre Garden vorwärts drangen,

Das achte Korps sich brav im Süden hält,

Nach Norden hat das zwölfte sich geschnellt,

Intakt noch mit kampfmuthigem Verlangen.

 

Nochmals versucht der Marschall zu erzwingen

Den Rückzug nach Verdun im blutigsten Ringen –

Doch undurchdringlich steht die deutsche Mauer.

 

Nach wildem Kampfe von zwölfstündiger Dauer

Verliert Bazaine der Hoffnung letzten Schein

Und schließt mit der Armee in Metz sich ein.

 

 

III.

 

Mit innerm Beben denk’ ich an das Blut,

Das bei dem Massenmorden ward vergossen,

An diesen grausen Hagel von Geschossen,

An dieses Schlachtensturms Gebrüll und Wuth.

 

Verderben Dir, Du schwarze Lügenbrut,

Napoleon, Dir und Deinen Machtgenossen!

Ihr sühnt das Blut nicht, das so reich geflossen –

Doch hochgelobt der Helden Todesmuth!

 

Ihr habt doch nicht umsonst so heiß gestritten,

Umsonst geblutet und den Tod erlitten –

Das Ziel erreicht!  Bazaine ist abgeschnitten!

 

Und schönrer Preis noch jedem Krieger werde,

Der wieder heimhehrt zu dem trauten Herde:

Die Freiheit grüß’ ihn auf der deutschen Erde!

 

 

 

Die Garde-Infanterie und Artillerie bei

Ste. Marie aux Chênes und St. Privat la Montagne

in der Schlacht bei Gravelotte

 

Ein neues Blatt in ihren Ruhmeskranz

Hat Preußens tapfre Garde sich geflochten,

Wie sie bei Ste. Marie aux Chênes gefochten,

Bei St. Privat erstürmte Schanz’ um Schanz.

 

Fürwahr, ein wilder, blutiger Todtentanz,

Den doch zuletzt nicht länger tanzen mochten,

Die allezeit auf ihren Kriegsruhm pochten,

Auch heut bewährten kriegerischen Glanz.

 

Heut, von der preußischen Garde übertroffen,

Blieb ihren nur die Flucht nach Metz noch offen –

Das deutsche Heer behielt das Siegesfeld.

 

Ein blutiger Tag – viel Tausend fraß das Schwert –

Doch war der Sieg so theurer Opfer werth,

Zukunftentscheidend für die deutsche Welt.

 

 

 

Das zwölfte Armee-Korps in der Schlacht bei Gravelotte

 

Auf weitem Marsch habt Ihr den Feind umgangen –

Drauf fielt Ihr ihm in seine linke Flanke,

Und bald verspürte er des Löwen pranke,

Als Ihr ihn zu zerfleischen angefangen.

 

Mit Euch die preußischen Garden vorwärts drangen,

Und nun enthüllte sich der Schlachtgedanke,

Den Moltke ausgesonnen, und der Franke

Sah Eure Linien nahen nur mit Bangen.

 

Von einem Eisengürtel fest umschlossen,

Tobt er noch fort mit wetternden Geschossen –

Doch schon vorbei ist seine Rettungszeit.

 

Bei St. Privat die Garde und die Sachsen –

Die neue Waffenbrüderschaft läßt wachsen

Des deutschen Volkes Kraft und Einigkeit.

 

 

 

Jäger Rehm bei der Erstürmung von St. Hubert

in der Schlacht bei Gravelotte

 

Dort um die hochgelegene Meierei

Von St. Hubert wird schwer und heiß gestritten,

Und auf und ab die Adjutanten ritten:

„Sie muß genommen werden – sei’s wie’s sei!

 

„Wohlan, Kameraden, vorwärts! steht mir bei!“

Ruft Jäger Rehm – voran mit hastigen Schritten –

Und schwingt sich über eine Mauer mitten

In das Gehöft mit lautem Hurrahschrei.

 

Und Schuß um Schuß – er ist der beste Schütze –

Streckt er die Feinde, die verblüfften, nieder,

Und schon sind ihm die Andern nachgekommen.

 

Die wichtige Meierei war bald genommen,

An diesem Tag des Feindes größte Stütze –

Drum preisen Dich, Held Rehm, des Volkes Lieder.

 

 

 

 

Die Vierziger und die Sechziger bei La Villette

in der Schlacht bei Gravelotte

 

Wie ward bei La Villette so heiß gerungen!

Wie hat sich neu bewährt die Tapferkeit

Der deutschen Krieger in dem blutigen Streit!

Wie sind sie todesmuthig vorgedrungen!

 

So oft der kühne Angriff nicht gelungen,

Sind neue Regimenter schon bereit,

Den Weg zu geh’n, der sie dem Tode weiht,

Vorstürmend froh – wie zu Belustigungen.

 

Euch Vierziger will ich besonders nennen;

Schon decimirt durch manche andre Schlacht,

Verlort Ihr hier die letzten Offiziere.

 

Und auch der tapfern Sechziger sei gedacht –

Wie wiederholt die Düppel-Grenadiere

Mit Major Müller trotziglich anrennen.

 

 

 

Moltke und die Pommern in der Schlacht bei Gravelotte

 

Schon senkt der Abend sich zur Erde nieder –

Noch steht der Gegner fest, ob auch geschwächt,

Auf seinem linken Flügel im Gefecht,

Tod sendend in die matten preußischen Glieder.

 

Und starr schaut Moltke nach Südosten wieder,

Und – ja, jetzt kommen sie, noch gerad’ zurecht –

Der unteren Oder tapferes Geschlecht,

Im Kampfe, wie im Frieden, treu und bieder.

 

Und Moltke reitet ihnen rasch entgegen:

„Mir nach! mir nach!“ – und er zieht selbst den Degen,

Und La Villete erstürmt der Pommern Schaar.

 

Es weicht der Feind – der Sieg ist voll und klar.

Was immer Ihr für Schlachtengötter preist –

Mein Schlachtengott Hellmuth v. Moltke heißt.

 

 

 

In Paris wird fortgelogen

 

Und in Paris wird tapfer fortgelogen –

Dort feiern sie erdichtete Triumphe,

Den Lügnern fehlt es nie an einem Trumpfe –

Ganz Frankreich wird am Narrenseil gezogen.

 

Europa staunt – wie wird dies Volk betrogen!

Wie tief versunken ist es in dem Sumpfe

Des Kaiserreichs, entsittlicht durch die dumpfe

Despotenlehre, die es eingesogen!

 

Das Kaiserreich – es kann doch stets nur siegen;

Die Niederlage wird dem Volk verschwiegen,

Bazaine – sagt Palikao – hat gesiegt.

 

Anstatt das Volk zu rufen zu den Waffen,

Im Ernst der Zeit es neu emporzuraffen,

Noch immer man in eitlen Traum es wiegt.

 

 

Die französische Flotte

 

Wo sind nun Eurer Flotte Heldenthaten?

Was treiben die gepanzerten Geschwader?

Der Quader ruht noch sicher auf dem Quader –

Die Schiffe unsern Küsten sich nicht nahten.

 

Auch mit der Flotte scheint Ihr schlimm berathen,

Viel schlimmer als mit Eurem Hinterlader.

Großmäuler nur, ruhmredige Salbader

In Eurer Presse uns entgegen traten.

 

„Weh’ uns, wenn Eure Schiffe unsre träfen!

Weh, wenn sie Eure Heere würden landen,

Die schönsten Städte schießen uns zu Schanden!“

 

Und jetzt blokirt Ihr eben nur die Häfen,

Und wohlgemerkt – Euch trifft allein der Schade,

Den angerichtet Ihr durch die Blokade.

 

 

 

Das Bombardement von Straßburg

 

Mit Trauer denk’ ich, Straßburg, an dein Loos:

Die alte Stadt beworfen mit Granaten!

Rauchsäulen dem Belagernden verrathen,

Wie der Geschosse Wirkung gräßlich groß.

 

O all des Jammers jetzt in deinem Schooß!

Zerstört des Friedens schöne, reiche Saaten,

Der Bürger hingestreckt mit dem Soldaten –

Und all dies Elend durch den Einen blos!

 

Man tadelt schwer den Festungs-Kommandanten,

Daß er nicht übergiebt die Citadelle,

Daß er nicht Gut und Blut der Bürger schont.

 

Doch jeder Andere an Uhrich’s Stelle,

Dem Pflichtgefühl und Ehre innewohnt,

Wird handeln nach der Art des „hart“ Genannten.

 

 

 

Neue Formation

 

Von Friedrich Karl und Steinmetz bleibt cernirt

Die Festung Metz; doch von den beiden Heeren

Sind nunmehr größre Theile zu entbehren –

Der Kriegsherr drum ein viertes Heer formirt.

 

Der sächsische Kronprinz es nach Westen führt,

Es soll dem dritten Heer Beistand gewähren,

Das, stolz auf die bei Wörth gepflückten Aehren,

Voll Lust mehr südlich auf Paris marschirt.

 

Doch bei Châlons steht noch im festen Lager

Mac Mahon, sammelnd neue Heeresmassen,

Die freilich nicht so leicht sich schaffen lassen.

 

Der neue Zuwachs ist nur spärlich, mager –

Doch immerhin steht hier noch eine Macht:

Drum bei Châlons erwartet wird die Schlacht.

 

 

Mac Mahon verläßt das Lager von Châlons

 

Die Kunde kommt: Mac Mahon ist verschwunden;

Er hat mit der Armee Châlons verlassen –

Dort sieht man schon Ulanen in den Gassen,

Die Infanterie kommt nach in wenigen Stunden.

 

Wo ist Mac Mahon? bis er aufgefunden,

Kommt’s darauf an, gehörig aufzupassen,

Und – ja, man wird den Flüchtling wieder fassen:

„Rechts schwenkt! Es handelt jetzt sich um Sekunden!

 

Mac Mahon ist nach Norden zu entwichen –

Der Vormarsch nach Paris wird eingestellt,

Die deutschen Heere ändern ihre Front.

 

„In Trab, ihr Reiter, und das Land durchstrichen!

Forscht, wo des Feindes Heer aufschlug das Zelt!“

Und schon verschwinden sie am Horizont.

 

 

 

Das Reitergefecht bei Bouzancy

 

Und bald ist es gescheh’n.  Bei Bouzancy

Erreichten auf dem Vormarsch sächsische Reiter

Französische Chaffeurs – und tapfre Streiter

Vernichteten die fränkische Truppe sie.

 

Bewährt war neu die deutsche Energie –

Erfolg ist der Entschlossenheit Begleiter:

Die That schon in den nächsten Tagen weiter

Zu einem herrlich großen Sieg gedieh.

 

Man hatte wieder mit dem Feinde Fühlung,

Man ahnte seine neue Schlachtidee

Und war in Stand gesetzt, sie zu vereiteln.

 

Die Franken, wieder Sieger schon in spe

Und aufgeregt vom Fuß bis zu den Scheiteln,

Erfuhren schon bei Bouzancy Abkühlung.

 

 

 

Das Avant-Garden-Gefecht bei Nouart

 

Und bald geht man dem Feind noch mehr zu Leibe –

Der Vortrab von dem zwölften, sächsischen korps

Rückt schnell in der gegebenen Richtung vor,

Daß mit den Franken er in Fühlung bleibe.

 

Und daß des Gegners Plan er hintertreibe,

Greift er bei Nouart an. Der Feind verlor.

Der hob schon wieder stolz das Haupt empor,

Träumend, wie er das deutsche Heer aufreibe.

 

Es war Mac Mahon’s Vortrab, der, geschlagen,

Sich rückwärts wandte – das französische Heer

Kann ohne Schlacht nicht weiter vorwärts dringen.

 

Entgegensehen läßt sich großen Dingen

Von Neuem in den allernächsten Tagen –

Die Luft ist wieder schwül, gewitterschwer.

 

 

 

Die Schlacht bei Beaumont

 

Mac Mahon hatte einen großen „Plan“,

Wie sechundsechzig Ehren-Benedek.

Mit diesem „Plane“ jagt man einen Schreck

Den Deutschen ein – nach der Franzosen Wahn.

 

Doch ruhig weiter gehen die Siegesbahn

Die deutschen Heere, unverzagt und keck;

Sie wissen, wo Mac Mahon im Versteck –

Und bald war’s um den schönen Plan gethan.

 

Der Marschall, bei Beaumont auf’s Haupt geschlagen,

Führt Rückwärts nach Sedan des Heeres Fetzen

Statt Metz – wie er es plante – zu entsetzen.

 

Laßt Fahnen weh’n und neuen Dank uns sagen!

Des Sieges Ruhm dem vierten Heer gebührt,

Das Sachsens Kronprinz in die Schlachten führt!

 

 

 

Die Schlacht bei Sedan

 

I.

 

Und nicht genug!  Die Maas wird überschritten –

Noch stand der Weg nach Metz Mac Mahon offen,

Noch einmal durft’ er zu entschlüpfen hoffen –

Wenn es die deutsche Umsicht nur gelitten.

 

Doch andern Tags wird wieder schon gestritten –

O nennt ein Heer, gewebt aus bessren Stoffen,

Das die Gewandtheit jemals übertroffen

Des vierten deutschen Heeres und des dritten!

 

Die Bayern siegten hier bei Remilly,

Und unaufhaltsam drang das zwölfte Korps

Bis Carignan, den Feind verdrängend, vor.

 

Nach Metz der letzte Ausweg war versetzt,

Das Ziel erreicht durcht deutsche Energie,

Und bald die Stunde der Entscheidung schlägt.

 

 

II.

 

Kanonendonner schon im Morgen-Grauen

Grell in der Dämmerung aufleuchtende Blitze –

Vorboten sind es von des Tages Hitze;

Was wird für Blut zur Erde niederthauen!

 

Bald tobt, wie wenn die Riesen Wetter brauen,

Die wilde Schlacht – das Brüllen der Geschütze,

Unheimlich das Geknarr der Kugelspritze:

Der Pulverdampf läßt kaum die Wirkung schauen.

 

Verzweiflung gab den Franken Löwenmuth –

Sie stürzen aufder Deutschen dichte Reihen,

Zu siegen oder sich dem Tod zu weihen.

 

Doch fest und mannhaft steht der deutsche Krieger,

Des Ziels bewußt – schon fühlt er sich als Sieger

Und freudig opfert er sein Heldenblut.

 

 

III.

 

Ja, das war eine echte deutsche Schlacht:

Fast jeder deutsche Stamm hat mitgerungen;

In Heldenliedern werde drum besungen,

Was deutsche Thatkraft bei Sedan vollbracht!

 

Wie’s bei Bazailles die Baiern brav gemacht,

Bei La Moncelle die Sachsen vorgedrungen,

Die Garde bei Givonne den Feind bezwungen

Und treu die belgische Grenze hat bewacht.

 

Wie bei St. Monges und Floing todesmuthig

Das elfte Korps sich auf die Feinde warf.

Und nicht gewankt, wie schwer der Kampf und blutig.

 

Wie beim Vois de la Garenne so scharf

Das fünfte Korps bis Illy vorwärts ging

Und mit der Garde schloß den ehernen Ring.

 

 

 

Die Sechsundvierziger bei Floing in der Schlacht bei Sedan

 

Wie Löwen haben Alle sie gefochten,

Trotzend dem Feind mit unbeugsamem Nacken,

Und wie sie ihn von allen Seiten packen,

Kampfmuthig, siegdroh Aller Herzen pochten.

 

Doch habt den schönsten Ruhmeskranz geflochten

Ihr Euch, die Ihr die Kavallerie-Attaken

Abwieset, daß nur noch elenden Wracken

Die stolzen Regimenter gleichen mochten.

 

Des Tages schönster Preis und höchster Ruhm

Euch braven Sechsundvierzigern gebührt

Und em, der Euch im heißen Kampf geführt.

 

Erzählen wird von Eurem Heldenthum

Der Tag von Floing in den Kriegsanalen,

Und herrlich drin wird Steinbrunn’s Namen strahlen.

 

 

 

Die Kapitulation von Sedan

 

I.

 

Enger und immer enger ward der Kreis,

Aus dem für die Franzosen kein Entrinnen.

Vergeblich alles Kämpfen, alles Sinnen –

Und Niemand mehr ein Rettungsmittel weiß.

 

Es bleibt zu zahlen nur der Siegespreis

Von den Besiegten in der Festung drinnen –

Der Sieger wird den höchsten Preis gewinnen

Noch außer seinem neuen Lorbeerreis.

 

Schon lange schwieg der Donner der Geschütze,

Nachdem die Schlacht zwölf Stunden hat geras’t –

Jetzt rollt er neu, es zucken wieder Blitze.

 

Und eine Feuersäule steigt empor

Als Leuchte eines Dramas, wie zuvor

Ihr keins im Buche der Geschichte last.

 

 

II.

 

Es öffnet sich das Thor; mit weißer Fahne

Naht ein französischer Parlamentär:

sedan kapitulirt – das ghanze Heer

Verzagt, daß es den Rettungsweg sich bahne.

 

Unüberwindlich war’s – nach eignem Wahne;

Jetzt streckt’s, um Gnade bittend, das Gewehr.

Wie Fabel klingt’s wie eine Wundermähr –

Wer hätte das gedacht vom gallischen Hahne?!

 

Ein Heer von achtzigtausend Mann gefangen!

Unglaublich scheit’s, und doch – es ist gewiß,

Für Frankreichs Ruhm das größte Aergerniß.

 

Mac Mahon ward am Morgen schon verwundet;

Als Oberfeldherr Wipffen drum bekundet

Des fränkischen Kriegsraths schimpfliches Verlangen.

 

 

III.

 

Und bald macht eine neue Siegeskunde –

Unglaublicher noch, wie klingt sie so verwegen,

Wie tief muß sie des Kriegers Herz erregen –

Rings um die Stadt im deutschen Heer die Runde!

 

Erst leis, dann lauter geht’s von Mund zu Munde:

„Der Kaiser ist dem gleichen Loos erlegen,

Er überschickt dem König seinen Degen,

Zur Audienz erbittend eine Stunde.“

 

Da wieder brach ringsum der Donner los –

Doch war’s nur Jubel und nur Hurrahschreien,

Hinbrausend mächtig durch die deutschen Reihen.

 

Sie ahnten jetzt, wie dieser Sieg so groß,

Sie ahnten, was die Tapferkeit gethan –

Das war das Ende von Mac Mahon’s Plan.

 

 

 

Die Schlacht von Noisseville

 

Ja wohl – ein Plan; denn an demselben Tage,

An dem Mac Mahon seine Schlacht verlor,

Brach auch Bazaine aus Metz mit Macht hervor

Daß durch das deutsche Heer er sich durchschlage.

 

Jedoch ihm ward nur neue Niederlage;

Zurückgedrängt nach seinem Ausfallsthor

Von unserm ersten und vom neunten Korps –

Barg er sich neu in seinem festen Hage.

 

Zwei Tage schlugen wacker die Altpreußen

Sich bei Noisseville im Kampf, im heißen,

Schleswig-Holsteiner, Hessen und Westfalen.

 

Und von des schönen Sieges glänzenden Strahlen

Entfällt ein reicher Theil als Heldenlohn

Auch auf die dritte Landwehr-Division.

 

 

 

Victoria!

 

Triumph! Triumph! Nun schießt Victoria!

Mac Mahon und der Kaiser selbst gefangen!

Die Freudenbotschaft röthet uns die Wangen –

Noch ganz unglaubhaft scheint uns, was geschah.

 

Und doch steht’s schwarz auf weiß so sicher da –

Die Botschaft ist vom König selbst ergangen:

Die deutschen Truppen die Franzosen zwangen

Zur Kapitulation! Hurrah! Hurrah!

 

Ein großer Tag in unsres Volks Geschichte!

Fürwahr, es giebt noch eine Nemesis –

Wie spät sie kommt – sie kommt, sie kommt gewiß.

 

Das ist Dein Ende, stolzer Imperator;

Gefangen kommst Du, nicht als Triumphator,

Wie Du geträumt, nach Deutschland zum Gerichte.

 

 

 

Zusammenkunft des Königs Wilhelm

mit dem Kaiser Napoleon

im Schlosse Belvue bei Fresnois

 

Für allen Hochmuth – eine ewige Lehre!

Wie ging so hoch des mächtigen Kaisers Dichten,

Den preußischen Staat, den König zu vernichten

Und tief zu kränken ihn an seiner Ehre!

 

Jetzt muß er, daß der König ihn anhöre,

Bescheidne Bitte an Graf Bismarck richten,

Der sich bei Donchery in einem schlichten

Landhaus erfreut an seinem „miserere!

 

Und wenig Stunden später stand – gebrochen –

Im Schloß Bellevue bei Fresnois vor dem Sieger

Der Imperator – ein gefangner Mann!

 

Der Heldenkönig hat sich nicht gerochen –

Er sah in ihm nur besiegten Krieger

Und wies ihm Wilhelmshöh’ als Wohnsitz an.

 

 

 

Luise

 

Einst gab es eine echte deutsche Frau –

Kaum hat ein Weib Deutschland geliebt, wie diese:

Noch nennt voll Ehrfurcht Jeder Dich, Luise –

Und denkt an Deiner Thränen reichen Thau.

 

Du bist gerächt! O, könnt’ ich sagen: „schau!“

Dein Volk erhebt sich – ein gewaltiger Riese –

Wer ist’s, der freies Thun ihm noch verwiese

Der lüstern noch nach einem deutschen Gau?

 

Zertreten liegt der Erbfeind uns zu Füßen –

Die hundertjährige Schmach getilgt, gesühnt,

Die Frankreich sich uns anzuthun erkühnt!

 

Nun wird’s in Demuth seine Frevel büßen,

Und Deutschland wird zu neuem, reicherem Leben

In ganzer Kraft selbstherrlich sich erheben.

 

 

 

In Paris wird die Republik proklamirt

 

Und nun geht schnell das Kaiserthum zu Ende,

Der letzte Akt von dem Spektakelstück –

Der Sturz von höchster Macht in’s Nichts zurück;

Die Kriegserklärung war des Glückes Wende.

 

Drohend erhebt und ballt das Volk die Hände –

Das Parlament beräth Frankreichs Geschick –

Das Volk dringt ein – verlangt die Republik –

Und niemand da, der für den Kaiser stände!

 

Die Kammer ist gesprengt – die Kreaturen

Des Imperators außer Rand und Zucht –

Die Kaiserin und Lulu auf der Flucht!

 

Das Volk verwischt des Kaiserthumes Spuren,

Und im Hôtel de Ville sich installiren,

Die provisorisch nun das Reich regieren.

 

 

 

Napoleon und das Kaiserreich gestürzt

 

I.

 

Das Kaiserreich, das sich so hoch geschürzt,

Das Weltall rief zu seiner Thaten Zeugen,

Von uns verlangte, schimpflich uns zu beugen,

Das Kaiserreich – so tief, so tief gestürzt!

 

Es hat sich seine Tage selbst gekürzt:

Verderben müssen, die Verderben säugen;

Es macht zur Fäulniß, Siechthum, Tod sich eigen,

Wer mit Verbrechen seine Freuden würzt.

 

Was war, Napoleon, denn all dein Thun?

Meineid und Blut und eine Lotter-Ehe

Schrieb die Geschichte in ihr treues Buch.

 

Ehrgeiz und Herrschsucht ließen dich nicht ruhn,

Und von Boulogne bis zu der Wilhelmshöhe

Errangst Du Dir doch nichts – als Haß und Fluch.

 

 

II.

 

Das Werk gekrönt! Ja wohl, so mußte kommen

Das Ende Deiner schmählichen Verhöhnung

Des Menschenrechts – all Deiner Thaten Löhnung,

Der Du so gern in Menschenblut geschwommen!

 

Ein schimpflich Ende hat dein Reich genommen,

Und diese Schmach ist Deines Werkes Krönung,

Und dieses Ende nur bringt die Versöhnung:

Zum tiefsten Sturz bist Du – emporgeklommen.

 

Geschworen hattest Du der Republik,

Zu weihen ihr die volle Manneskraft –

Und nieder warfst Du sie mit Hinterlist.

 

Heut steht sie wieder auf – und Du? Du bist

Lebendig todt – das schreckliche Geschick! –

Und Deine Dynastie ist abgeschafft!

 

 

III.

 

Seht her, die Ihr gepriesen einst als Retter

Der Ordnung und des Rechts den Lügengeist,

Seht her, seht her, was solche „Rettung“ heißt!

Seht her! Das ist das Ende Eurer Götter!

 

Neu gräbt es Klio ein in ihre Blätter,

Daß auch das Volk in sein Verbrechen reißt,

Wer der Gewalt, des Luges Pfad ihm weist,

Daß solche Rettungsthat ein giftiges Wetter.

 

Macht, Größe, Ehre, Sitte, Geist – gebrochen:

So – tiefzerrüttet – steht heut Frankreich da –

Dank seinem Cäsar, Dank den Jesuiten.

 

O deutsches Volk, die Dir das Gleiche bieten –

Verjag sie, wenn an DeineThür sie pochen;

Denn Unheil stets ist mit dem Bösen nah!

 

 

 

Napoleon auf der Wilhelmshöhe

 

Der Blutmensch, dessen Thaten uns empören,

Der kalt der Völker Leidenschaft erhitzt,

Der bis zum Krieg den Streit hat zugespitzt –

Er soll von uns kein zorniges Wort mehr hören?

 

Noch wird das Unheil grauenhaft sich mehren,

Noch dampft das Blut, das herzlos er verspritzt,

Und auf dem schönsten Schlosse Deutschland’s sitzt

Der Unhold und erfreut sich hoher Ehren?

 

Die Thränen fließen noch, die Wunden klaffen,

Noch stehen Deutschland’s Söhne unter Waffen –

Und er soll unserm Volke sein ein Gast?

 

Das Volk begreift’s, wenn man dem Bösewicht

Erbarmungsvoll ein mildes Urtheil spricht;

Doch statt der Gnade Ehre – ihm nicht paßt.

 

 

 

Die französische Republik als Erbin des Kaiserreiches

 

I.

 

Ihr macht Euch zu des Kaiserreiches erben –

So übernehmt Ihr auch des Kaisers Schuld,

Und rechnet Ihr auf Eures Gläubigers Huld,

Wohlan, so sinnt, wie Ihr sie könnt erwerben!

 

Ihr rettet Frankreich nicht mit einem derben

Und unverschämten Wort vom grünen Pult –

Drum hätte mehr geziemt Euch die Geduld,

Galt’s jetzt doch nur, für Euer Land zu sterben.

 

Könnt Ihr in Stunden denn Armeen schaffen?

Macht Euer Wort das Volk zum Volk in waffen?

Weh’ Euch! Jam ante portas Hannibal!

 

Warum denn jetzt die Republik erklärt,

Die nur die Angst und nur die Zwietracht nährt?

Nur Eintracht konnte mildern Euren Fall.

 

 

II.

 

Viel besser Euch, Ihr ließet den bezahlen

Des Krieges Schuld, der ihn hat angefacht.

Ihr habt zu seinen Erben Euch gemacht

Und könnt nun auch nur, wie der Kaiser, prahlen.

 

Der Freiheitssonne hochgelobte Strahlen

Verwandeln jetzt doch nicht in Tag die Nacht?

Sie zaubern doch nicht Heere für die Schlacht,

Das Geld herbei nicht, das die Andern stahlen?

 

was bleibt Euch nun? Nur eine Metzelei,

Die in Paris Euch schrecklich niedermäht –

Es sei denn, daß Ihr werdet uns gerecht.

 

Jedoch auch das gefällt den Euren schlecht;

Drum heißt’s mit Recht wohl, daß gekommen sei

Die Republik zu früh, wenn nicht – zu spät.

 

 

 

Auf nach Paris!

 

„Auf nach Paris!“ – war nach der Sedan-Schlacht

Im ganzen deutschen Heere die Parole;

Jetzt gilt es noch, die stolze Metropole

Zu beugen unter Deutschland’s Heeresmacht.

 

Die schönste Aussicht, die dem Krieger lacht!

Wer wünscht ihm nicht, daß er sich recht erhole,

Sich sonne in des Sieges Aureole,

Umgeben von der weltstadt Glanz und Pracht!

 

Doch wenn Jules Favre’s Drohung sich erfüllt,

Wird man nur finden eine Trümmerstätte

Beim Siegeseinzug in die Wunderstadt.

 

Einstweilen aber lockt ein schönres Bild.

Wer glaubt an Favre’s Drohung? Eine Wette –

Paris hat bald die deutschen Bomben satt!

 

 

 

Die Citadelle von Laon in die Luft gesprengt

 

Auch das Verbrechen noch! Dem Völkerrecht

Zuwider habt Ihr Städte ohne Wehre

In Brand geschossen, habt Parlamentäre

Mit Kugeln zu verfolgen Euch erfrecht.

 

Höhnisch die Genfer Konvention ihr brecht,

Das heilige rothe Kreuz wird zur Chimäre,

Ihr nahmt den Wüstensohn in Eure Heere –

Der mordet, die verwundet im Gefecht.

 

Und jetzt noch das: Laon kapititulirt,

Und als die preußische Truppe einmarschirt,

Sprengt Ihr die Citadelle in die Luft.

 

So zeigt sich immer größer denn die Kluft,

Die zwischen Euch und der Gesittung liegt –

Deutschland Euch auch mit der Moral besiegt.

 

 

 

Ein Theil der französischen Regierung wird nach Tours verlegt

 

Daß nicht die provisorischen Regenten

Verhindert würden, frei sich zu bewegen,

Beschließt man, die Regierung zu verlegen

Nach Tours zum Theil, in einz’len Elementen.

 

Zwei Willen sind nun bald in den Getrennten:

In Toursr Sehnsucht nach des Friedens Segen;

Die in Paris behaupten, daß sie fegen

Den Feind von Frankreich’s Boden müßten, könnten.

 

Dort Crémieux – Gambetta hier der Leiter,

Und in Lyon, in der Vendée und weiter

Regiert und handelt man auf eigne Hand.

 

O unglückseliges, verlornes Land!

Wie tief hat schon in des Verderbens Fluth

Hineingerissen Dich dein Uebermuth!

 

 

 

Neue Rüstungen in Frankreich

 

Jedoch man rafft sich auf, so gut es geht,

Man sucht von Neuem sich zum Kampf zu rüsten,

Beruft Mobil- und Nationalgardisten

Zur Linie, die in Paris noch steht.

 

Man haranguirt das Volk, man drängt und fleht –

An der Loire, an des Landes Küsten

Von Neuem sich Armeen bilden müßten,

Wie in Lyon, von neuem Geist durchweht.

 

Man will den Volkskrieg – mit den neuen Heeren

Zahlreich in jedem Landestheil die Banden

Der regellosen Frantireurs erstanden.

 

Doch Einheit fehlt – der ordnende Gedanke:

So wird der Krieg nun wohl noch länger währen

Und tiefer sinken noch das Land, das kranke.

 

 

 

Thiers geht auf die Bettelreise

 

Thiers begiebt sich auf die Bettelreise

Und klopft zuerst beim stolzen Albion an –

Europa nimmermehr es dulden kann,

Daß Preußen größer werde – hofft er leise.

 

Jedoch – man ist wohl freundlich zu dem Greise,

Will nicht verletzen den berühmten Mann –

Doch seine Mission in Nichts zerrann:

Da spricht John Bull in zugeknöpfter Weise.

 

Frankreich will wohl des Krieges Kosten zahlen,

Doch wird es – also hört man’s jetzt noch prahlen –

Abtreten auch nicht eines Fußes Breite.

 

Die Mächte sollen drum interveniren;

Doch England tritt da nicht auf seine Seite –

Nun wird Thiers mit Rußland es probiren.

 

 

 

Abzug der französischen Flotte

 

Unrühmlicher trat niemals eine Macht

Vom Schauplatz ab, als Eure Panzerflotte.

Wie dampfte, eine prunkende Kokotte,

So stolz einher sie in geschminkter Pracht!

 

Nun zieht sie ab – ganz heimlich und ganz sacht,

Dem Hohn verfallen und dem Völkerspotte,

Gleichend dem unfehlbaren Vicegotte,

Der nichts vermag, und den die Welt verlacht.

 

Noch denken wir der kindischen Bravaden,

Die mit den Panzerschiffen uns gedroht;

Jetzt, schmachbedeckt – führt heim sie der Pilot.

 

Wir aber werden sie zurück uns holen;

Denn mit der Flotte zahlt ihr uns den Schaden

Der gänzlichen Verödung unserer Molen.

 

 

 

General v. Steinmetz als Führer der ersten Armee entlassen

 

Schon lange ging im Volk umher die Sage,

Steinmetz, der Löwenmuthige, verlasse

Das Heer; man sprach davon in jeder Gasse:

„Warum? warum?“ – war überall die Frage.

 

Man sagt, daß er zu kühn das Schwerste wage,

Geopfert auf der Spicherer Terrasse

Die Leute, wie bei Gravelotte, in Masse,

Was sich mit Moltke’s Umsicht nicht vertrage.

 

Sei’s wie es sei! Das Volk hält ihn in Ehren

Und läßt in seiner Liebe sich nicht stören,

Vermißt ihn ungern gegen die Franzosen.

 

Er kehrt zurück als Gouverneur von Posen;

Die beiden Heere, welche Metz cerniren,

Wird Friedrich Karl allein jetzt kommandiren.

 

 

 

Das erste Gefecht bei Paris

 

Nichts stört der Deutschen Vormarsch auf Paris –

Frankreich hat mehr im Felde keine Wehr –

Sie nehmen um die stolze Hauptstadt her

Stellung, wie ihnen Moltke sie anwies.

 

Verwüstet lag des Reichthums Paradies,

Die schönen Villen standen menschenleer –

Der ruchlos unternommne Krieg schon schwer

Paris für seine Ruhmsucht büßen ließ.

 

Und jetzt wird es den Feind erst selber sehn.

Horch!  Hört Ihr wohl die ersten Schüsse fallen?

Bei Valenton giebt es den ersten Strauß.

 

Zum Angriff die Franzosen übergehn –

Ihr Achtundfünfziger ließet sie anprallen

Und über Créteil triebt Ihr sie hinaus.

 

 

 

Das Gefecht bei Sceaux

 

I.

 

Von Festungen ist rings Paris umkränzt –

So bietet es den deutschen Heeren Trutz,

Verläßt sich auf der festen Mauern Schutz,

Die es mit neuen Schanzen noch ergänzt.

 

Doch nun ein zweiter Gürtel es begrenzt,

Der’s fraglich macht, ob jener etwas nutzt –

Die Deutschen sind’s in ihrem Waffenputz,

Rings um die Stadt die Pickelhaube glänzt.

 

Daß sie sich ganz zum Ring zusammenschließen,

Ist Trochu zu verhindern wohl bedacht,

Nach Süden hin entsendet er ein Korps.

 

So kam es auf den Höh’n bei Sceaux zur Schlacht:

Ihr Siebenundvierziger gingt entschlossen vor

Und zeigtet hier, was ihr vermögt im Schießen.

 

 

II.

 

Der ehrvergessene Ducrot sah die Zuaven

Bald nach Paris in wilder Flucht sich wenden

Und mußte eilen, das Gefecht zu enden,

Von Euch bis Châtillon verfolgt, Ihr Braven.

 

Als hier die Baiern auf den Gegner trafen,

Floh hastig er und ließ mit reichen Spenden

Die neuen Schanzen in des Siegers Händen –

Weithin verkünden es die Telegraphen.

 

So ward gewonen eine Position –

Im Süden von Paris, von Wichtigkeit,

weil hochgelegen, dominirend weit.

 

Ihr aber, Siebenundvierziger, marschirt

Noch bis Versailles am selben Tage schon

Und Frankreichs Hauptstadt war nun ganz cernirt.

 

 

 

Wiederholte Ausfälle der Pariser Besatzung

 

Rings um Paris ging’s eifrig nun an’s Schanzen,

Zur Feste wird verwandelt jeder Ort,

Der Feldherr läßt errichten einen Hort,

Um die Batterien sicher aufzupflanzen.

 

Indessen sieht man oft Granaten tanzen

Nach der Geschütze dröhnendem Akkord –

Sie treffen hier einmal und treffen dort;

Doch thun sie Schaden nicht gar viel im Ganzen.

 

Dann wieder bricht aus seinen Forts hervor

Trochu mit Macht, den Schanzenbau zu hindern

Und zu Gefallen den Pariser Kindern.

 

Doch kein Soldat den frohen Muth verlor,

Selbst wenn er auf gefährlichem Vorposten

Des Kriegs Beschwerde reich bekam zu kosten.

 

 

 

 

 

 

 

 

è Fortsetzung